Ein Paar Gedanken zum Irié Revoltés-Konzert in Hannover

Nach Hause kommen, die durchgeschwitzte Kleidung ausziehen, duschen und blaue Flecken zählen. Die Stimmung irgendwo zwischen Euphorie und Nachdenklichkeit. Auf das Konzert hatte ich mich seit Wochen gefreut und es war super, hat Spaß gemacht und Energie gegeben. Schon die Vorband hat mächtig eingeheizt. Irié selbst hat die Bühne gerockt und neben dem üblichen politischen Kontext ganz besonders den Thor Steinar-Laden in Hannover thematisiert (unter anderem durch ein Transparent der Initiative gegen rechten Lifestyle in Hannover). Also was war es das nicht gestimmt hat?

Zwischen Vorband und und Irié, während der Umbauarbeiten musste ich ein Gespräch zwischen zwei Menschen hinter mir mit anhören, bei dem folgender Satz fiel: „Fick den nicht, der wohnt nur in einer Wohnung.“ –  Als Reaktion darauf versuchte ich die beiden Menschen etwas abzudrängen, nachdem sie auf meine Bitte das an einem anderen Ort zu diskutieren nicht eingingen.

Nur wenige Minuten nach dem Beginn des Konzerts musste die Band Leute im Publikum auf das Rauchverbot im Saal hinweisen. Worauf die Personen allerdings nicht reagierten.

Zur Mitte des Konzerts wurden immer mehr Oberkörper frei und einige Leute die sich davon gestört fühlten wichen zurück.

Eine Person  wurde aus einer Gruppe heraus sexuell belästigt und verließ daraufhin das Konzert. Leider erfuhr ich erst nach Ende des Konzerts davon und konnte nicht eingreifen.

Eine weitere Person wurde von einer Flasche am Kopf getroffen.

An der Theke fiel der Satz „Ey du schwule Sau, lass mich durch.“

Das sind die negativen Highlights mit dem Publikum einer Band die sich gegen Homophobie und Sexismus und für ein solidarisches Miteinander engagiert.

 

„Ich versteh es nicht als links, wenn wir in befreiten Zentren Abgrenzung erlernen, statt mit unterdrückten Menschen aus der Nachbarschaft Probleme anzugehn, deren Wurzeln offensichtlich erst entstehen im System.“ – Das Zitat stammt aus einem Song von Albino.

Muss ich mich freuen wenn ein solches Publikum zwischen den Songs „Alerta Antifacista“ brüllt und Ansagen zum Protest gegen den Thor Steinar-Laden mit lautem Jubel feiert? Eigentlich bin ich ein Menschen der sich über jedes noch so kleine antifaschistische/emanzipatorische Bekenntnis freut. Aber nach diesem Konzert frage ich mich ob ich mich mittlerweile sehr radikalisiert habe,  oder ein Großteil des Publikums die Message der Band einfach nicht versteht oder überhört. Während mir bei den bei den Liedern „La paix“, „La marche“ und besonders „Des fois“ wegen der gerade sehr aktuellen Ereignisse im Mittelmeer mehrfach Tränen in den Augen standen wurde auf der Tanzfläche weiter gemosht und „romatisch“ Feuerzeuge geschwenkt…

 

Mit solchen Leuten „alles in Bewegung setzen“? Nein Danke!

Trotzdem ein fettes Dankeschön an Iré Revoltés mit denen wir am Schluss noch kurz geredet haben.

 

 

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