[UPDATE] 3 Tote im Umfeld der NSU-Aufklärung oder: Eine Geschichte von Zu- und Einzelfällen

Zufälle und Einzelfälle. Diese beiden Vokabeln tauchen erstaunlich häufig in Berichten rund um den NSU auf. Das ein Mitarbeiter und V-Mannführer zur Tatzeit im Internetcafé sitzt, während der NSU den Besitzer erschießt? Ein Zufall. Das Beamte rund um die offenbar vom NSU ermordete Polizistin Mitglieder des Ku-Klux-Klan waren? Einzelfälle. Auch die anderen NSU-Morde wurden lange als Einzelfälle und nicht als zusammenhängende Mordserie gewertet. Ein Konvoi mit Akten, der von Thüringen nach Berlin geschickt wurde, damit sie nicht verschwinden, sollte aufgehalten werden.

Diese Liste ließe sich noch eine ganze weile so fortsetzen.

Aber auch an einer anderen Stelle riecht es braun. Nach dem auffliegen der „singulären Vereinigung“, so beschreibt die Bundesstaatsanwaltschaft das „Terror-Trio“, sterben Menschen rund um die Aufklärung.

Im September 2013 soll der ehemalige Nazi „Florian H.“ in seinem Auto Selbstmord begangen haben.

Der Spiegel schreibt dazu:

Am Tag seines Todes war Florian H. mit Beamten des Stuttgarter Landeskriminalamts verabredet, um über seine möglichen Kenntnisse auszusagen. Wegen dieses Zusammenhangs sagt sein Vater nun vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Stuttgarter Landtags aus. Das Gremium hat drei Sitzungstage für den Fall angesetzt, neben der Familie H. sagen auch Freunde, Ermittler, Mediziner und ein Feuerwehrmann aus. Vater H. ist sich sicher: „Suizidal war mein Sohn nicht.“ Er berichtet von Drohanrufen, die Florian bekommen habe, einer kurz vor seinem Tod habe ihn besonders aufgewühlt. Und als es einmal um den NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München ging, habe Florian gesagt: Der Prozess sei eine Farce, solange nicht bestimmte Personen aus der rechten Szene Baden-Württembergs mit auf der Anklagebank säßen.

Auch der V-Mann Thomas Richter alias „Corelli“, der unter anderem dem Verfassungsschutz Hamburg eine CD mit Informationen zu „NSDAP/NSU“ zukommen lassen haben soll, und zwei mal vom BKA verhört wurde, starb kurz vor einer dritten Vernehmung. Zuvor war er vor allem durch fragwürdige Aussagen aufgefallen 
Todesursache soll unerkannter Diabetes, bzw. ein Diabetischer Schock gewesen sein.

Heute wurde nun bekannt das es einen dritten Todesfall gegeben haben soll. Die Ex-Freundin des 2013 verstorbenen Florian H. wurde heute tot aufgefunden. Laut einer Meldung von Spiegel Online soll sie an einem Krampfanfall gelitten haben. Zuvor hatte sie im BaWü-NSU-Untersuchungsausschuss ausgesagt und darauf gedrängt die lokalen Verbindungen der Nazi-Szene genauer zu beleuchten. Ihre Motivation für die Aussage dort war, dass sie sich bedroht gefühlt habe. Auch ihr Ex-Freund hatte das vor seinem Tod geäußert. Seine Familie hatte vor einigen tagen im Autowrack des verstorbenen meherere Beweismittel gefunden, die die Polizei übersehen hatte.
(Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft zum Tod)

Update 30.03,2015 13:50 Uhr
Mittlerweile liegt im Fall der tot aufgefundenden Zeugin der Obduktionsbericht vor.
Todesursache soll eine Lungenembolie gewesen sein. Die Gerichtsmedizin erklärt diese durch die Folge eines gewanderten Thrombus in Folge eines Hämatoms nach einem Motorradunfall.  Die Polizei Karlsruhe berichtet zudem dass sich die Frau nach dem leichten Unfall bei geringer Geschwindigkeit in ärztliche Behandlung begeben habe und dort auch Thromboseprophylaxen durchgeführt wurden.

Die Ergebnise einer toxischen Untersuchung, also nach möglichen Giftstoffen steht noch aus.

Disclaimer: Mir geht es bei diesem Blogpost nicht darum Verschwörungstheorien anzufeuern. Ich erspare mir hier auch Mutmaßungen. Der bisherige öffentliche Umgang mit der „Causa NSU“ hat mir gezeigt, dass viele Puzzleteile rund um die Aufklärung und Hintergründe immer wieder in Vergessenheit geraten. Die hier aufgeführten Ergänzungen rund um die 3 Todesfälle sind mit entsprechenden Quellen versehen.

 

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